Tag 2/10

Zwischen Vergessen, Vergesslichen und Vergessenen.

Dimitras Warehouse fungiert mittlerweile als Zentrale. Morgens fuhren wir hin um uns als Team zu splitten:

Die meisten von uns blieben im Warehouse und packten weiter Foodpakete für die Camps. Zwischen unsortierten Sachen, Platzmangel und Kälte (keine Heizung…) arbeitete man trotzdem und gerade deshalb Hand in Hand.

Das zweite Team luden Medikamente und Winterjacken ein und fuhren zu einem speziellen Ort.
Stellt euch eine Art Krankenhaus vor. Ein weißer Flur, rechts und links Patientenzimmer.

Jetzt stellt euch bitte einen beißenden Uringeruch vor, sehr alte Menschen, die an euch vorbei schleichen/humpeln, ein anderer der in seinem Zimmer immer dasselbe vor sich her murmelt, ein Mann der euch folgt und nach einer Zigarette fragt – zahnlos, seine Augen verklebt, Pyjamahose schief und fast fallend. Ein anderer mit leerem Gesichtsausdruck und voll gelaufenen Katheterbeuteln, viele unverständliche Rufe. Am Ende des Flures zwei Frauen die gerade das Mittagessen in großen Kesseln reinschieben. Eine braune Soße mit Bohnen, Brot und eine Mandarine.

Es gibt 3 solcher Flure, 300 Menschen insgesamt. Am Tag arbeiten 6 Personen, ein Arzt kommt nur alle 2 Tage zur schnellen Visite.

2 Frauen, die Essen verteilen, doch wie soll man schaffen, einem hilfebedürftigen Senior sein Essen anzureichen, wenn du noch weitere 299 hast die Hunger haben???

Der heutige Arzt war vor Ort, aber er rannte von einem Patient zum anderen.

Den Zustand der Räumlichkeiten muss ich wahrscheinlich nicht mehr erwähnen.

Wir sprachen mit der Ergo-/Physio-/Ich-mache-alles-Dame vor Ort: Sie zeigte uns einen kleinen bunten Raum mitten in diesem Grau und erzählte von einer Oase, wo sich dementiell veränderte Senioren kreativ auslassen können mit Stickerei, Malerei usw. 300 Menschen aber der Raum hat nur Kapazitäten für 25 und es gibt nur Sie, die die Kurse macht.

Ein Satz brach uns das Herz:
Diese Menschen wurden hier abgeladen, entweder haben sie keine Familie oder die will nichts mehr von Ihnen wissen. Das Haus ist staatlich finanziert und wer die wirtschaftliche Lage Griechenlands kennt, weiß was das heißt. Sie nannte die Menschen, die Vergessenen… „Keiner will mit sowas etwas zu tun haben“.

Wieder zurück zum Warehouse, luden wir die fertigen Pakete ein und fuhren zum Camp, heute mussten wir 2 mal fahren, weil die Pakete nicht ausreichten.

Auf den Fotos seht ihr die Situation.
Wir gingen durch die „Gassen“ und fragten nach der Personenanzahl, es gab ein Paket bis 3 Leute, zwei ab 4. An dieser Stelle ein Lob an unsere Arabic-Speakerin Hanifa.

Du hörst im Camp nicht viel, es gibt auch nicht viel zu sehen, es gibt Zelte die gemütlich aussehen, aber wie gemütlich kann das schon sein?
Die Kinder öffneten direkt die Trockensuppen, auch nach mehreren Versuchen zu erklären, dass heißes Wasser rein gehört, schienen sie doch sehr erfreut und knusperten vor sich hin. ☺️☺️☺️

Das war’s von heute. Gute Nacht. 😴

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