Der heutige Tag war prall gefüllt: Nach einer gemeinsamen Rundfahrt durch die Stadt, bei der Sven uns die wichtigsten Hotspots für Geflüchtete in Thessaloniki gezeigt hat, haben wir uns aufgeteilt: Für einige von uns ging es in die Soul Food Kitchen, andere halfen im Truck Shop bei der Sortierung unserer aus Deutschland mitgebrachten Sachspenden. Ein Teil dieser Sachspenden hat eine dritte Gruppe direkt an eine Wohngruppe für unbegleitete Minderjährige ausgeliefert.
Begonnen hat unser Tag nach einer erholsamen ersten Übernachtung jedoch erst einmal mit einem ausgiebigen Frühstück in unserem Hostel. Um 10 Uhr hat uns Sven abgeholt und wir haben gemeinsam eine kleine „Stadtrundfahrt“ unternommen.Allerdings standen nicht die Sehenswürdigkeiten Thessalonikis auf dem Programm, sondern die Orte in Thessaloniki, die wir im Verlauf unseres Aufenthalts hier vermutlich noch häufiger zu sehen bekommen werden: Der erste Ort war ein ganzer Straßenzug in der Nähe des Hauptbahnhofs. Hier, in einem ziemlich heruntergekommenen Teil der Stadt, leben viele Obdachlose und Geflüchtete, die darauf warten sich endlich in Griechenland registrieren lassen zu können. An einem zentralen Platz im Viertel werden zweimal täglich Mahlzeiten an Bedürftige ausgegeben. Zum Alltag in den verarmten Straßenzügen hinter dem Bahnhof gehören auch Drogenhandel und Prostitution.
Im Anschluss ging es zum Asylcenter Thessalonikis, das sich in seiner Funktion mit dem BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) in Deutschland vergleichen lässt. Es liegt weit außerhalb der Stadt in einem riesigen Industriegebiet und besteht aus provisorisch aufeinander gespalteten Containern, in denen Regierungsmitarbeiter die Asylanträge entgegennehmen und die Geflüchteten registrieren. Nachdem wir uns noch ein ehemaliges Flüchtlingscamp angeguckt haben, endete unsere Rundfahrt an einer riesigen Lagerhalle. Hier ist ein Warehouse untergebracht, in dem Sachspenden zusammengetragen, sortiert und koordiniert herausgegeben werden können.
Außerdem befindet sich dort die Soul Food Kitchen. In einer provisorisch eingerichteten Großküche werden hier tagtäglich die zwei Mahlzeiten zubereitet, die im Verlauf des Tages – wie bereits erwähnt – an Bedürftige ausgegeben werden. Jan, Leon und Riad sind direkt dort geblieben und haben den gesamten restlichen Tag beim Schnippeln, Zubereiten und Portionieren der Mahlzeiten mitgeholfen, die daraufhin unter den Bedürftigen verteilt wurden.
Dario und Gereon sind gemeinsam mit Sven zum NRC (Norwegian Refugee Council) gefahren und waren beim Sprachunterricht für Flüchtlinge dabei.
Für Ada, Max, Philipp und Sebastian ging es zum Truck Shop. Dabei handelt es sich um einen Laden, in dem Geflüchtete oder einheimische bedürftige Menschen die Möglichkeit haben, sich kostenlos mit Kleidung und Hygieneartikeln auszustatten.Hierher brachten wir unsere 18 Kartons mit Sachspenden und begannen vor Ort gemeinsam mit Klara (der Koordinatorin des Truck Shops), diese zu sortieren – keine spektakuläre Aufgabe, dafür aber umso zeitaufwendiger und notwendiger. Mit viel Freude an der Arbeit, der ein oder anderen spaßigen Ablenkung und der Unterstützung von Gereon und Dario, die nach dem Sprachunterricht nachgekommen sind, waren wir aber trotzdem relativ schnell fertig.
Gegen 16 Uhr erreichte uns auch Johannes, der per Fernbus aus Sofia nach Thessaloniki nachgekommen ist und unser Team an den kommenden Tagen bereichern wird. Kaum da, stellte er auch gleich mal unter Beweis, dass er sich ohne Probleme in die Gepflogenheiten des griechischen Straßenverkehrs einfügen kann (das ist nicht zwangsläufig als Kompliment zu werten!).
Am Abend erhielten wir dann einen weiteren Einsatz. So kam es, dass einige von uns noch einmal aufbrachen und zwei geflüchtete Familien mit Babys in eine Unterkunft transportierten, um sie vor der Obdachlosigkeit zu bewahren. So endete der Tag für diejenigen, die noch unterwegs waren erst um 23:15 Uhr.
Unser Tag endet nun mit einem wohlverdienten Sandwich und einer gemütlichen Feedbackrunde.