Wet paint

Drei Tage sind seit dem letzten Blogartikel vergangen, heute holen wir zum Rundumschlag aus und berichten ausführlich über einen sehr anstrengenden Silvestertag, einen entspannten Neujahrstag und die heutige Renovierung des Freeshops im Koutsochero Camp.

Den letzten Tag des Jahres haben wir in unserem Haus in Sykourio mit einem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück begonnen und uns gegen halb 12 auf den Weg zum InterVolve Warehouse in Larisa gemacht. Dort stand ein Teammeeting mit den anderen Volunteers an. Nach einer kurzen Feedbackrunde ging es dann natürlich vor allem um die bevorstehende Silvesterfeier in den Camps Koutsochero und Volos. Nachdem alle Aufgaben verteilt waren und das gesamte Team auf die Sicherheits- und Verhaltensregeln während der Party im Camp hingewiesen wurde, ging es in einer Auto-Kolonne kreuz und quer durch die engen Gassen der Innenstadt von Larisa. Es galt, die am Vortag vorbereiteten Speisen in den Volhouses einzusammeln und auf die Autos zu verteilen. Danach ging es raus aus der Stadt, hin zu den abgelegenen Camps. Für Dahham und Sebastian ging es ins eine knappe Dreiviertelstunde entfernte Volos-Camp, wo derzeit ca. 150 Bewohner untergebracht sind. Ada, Dario, Leon, Mashal und Philipp machten sich auf den Weg ins Koutsochero-Camp mit ca. 1500 Bewohner*innen.
Während der Fahrt ins Camp war eine gewisse Anspannung bei allen Beteiligten zu spüren. Eine Silvesterfeier für über 1500 Personen ist nun nicht einfach mal „so eben“ auf die Beine zu stellen. Noch darüber hinaus ging es um eine Party für Menschen aus über 20 verschiedenen Nationen, die seit langer Zeit in einem Flüchtlingscamp leben, aus dem sie eigentlich nur so schnell wie irgend möglich wieder raus wollen. Unzählige Fragen haben wir uns bereits im Vorfeld gestellt: Kann eine Feier mit so vielen unterschiedlichen Menschen gelingen? Haben die Menschen überhaupt Lust auf Feiern? Was passiert, wenn irgendentwas aus dem Ruder läuft?

Angekommen im Koutsochero-Camp blieb für all diese Fragen keine Zeit mehr. Ab jetzt hieß es: Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Die verschiedenen Räume mussten vorbereitet, das Essen aus den Autos ins Community Center (den zentralen Raum der Party) gebracht und der Grill angeschmissen werden. Schnell galt es sich mit einigen Unwegbarkeiten abzufinden. So war die Grillkohle bereits nach zehn Minuten aufgebraucht, die Grillroste deutlich zu klein um Unmengen an Hähnchenschenkeln zu grillen und auch eine Grillzange war nirgends aufzufinden.

Währenddessen startete die Party im Community-Center und parallel dazu auch im CFS (child friendly space), wo an jedes Kind eine Tröte verteilt wurde, was zu einer ohrenbtäubenden Geräuschkulisse führte… Auch wenn es an vielen, vielen Stellen mehr als nur ein bisschen chaotisch wirkte, so war schnell zu spüren, dass die Party ein voller Erfolg war. Menschen unterschiedlichster Kulturen tanzten gemeinsam abwechselnd zu arabischer, kurdischer, afghanischer, afrikanischer (u.v.m.) Musik, die Stimmung war ausgelassen und die Befürchtungen, es könnte womöglich zu Konflikten kommen, bestätigte sich überhaupt nicht. Die Kinder hatten ihren Spaß sowohl im Community Center, wo sie mit den Erwachsenen gemeinsam tanzen und essen könnten, als auch im Kinderbereich, wo zahlreiche Volunteers damit beschäftigt waren, ihnen ein buntes Abendprogramm zu bieten. Draußen am Grill hatte sich mittlerweile eine gesellige Traube gebildet. Die Campbewohner*innen holten Grillzangen, Kohle, einen größeren Grillrost und unterstützten das Grillteam über den kompletten Abend. Um Mitternacht feierten hunderte Menschen ausgelassen zusammen den Start ins neue Jahr und tanzten bis zum Ende der Party ausgelassen miteinander. Als um zwei Uhr auch die letzten Campbewohner*innen die Feier verlassen hatten stand für das Volunteer-Team noch einiges an Arbeit auf dem Programm. Sämtliche Räumlichkeiten mussten wieder so hergerichtet werden, wie vor der Feier. Bis kurz nach halb vier wurde gefegt, gewischt, geputzt, umgeräumt und wieder aufgebaut. Als wir um 4:15 Uhr wieder in unserem Haus waren, waren wir hundemüde. Dahham und Sebastian waren bereits eine gute Stunde früher wieder aus Volos zurück, auch dort war die Feier ein voller Erfolg. Trotz später Stunde ließen wir es uns nicht nehmen mit einem Feierabendbier auf das neue Jahr anzustoßen, bevor wir ins Bett fielen.

IMG_0827In den nächsten Tag starteten wir sehr entspannt und die meisten von schliefen sehr lange aus. Gegen 15 Uhr machten sich einige von uns auf den Weg zu den schwebenden Klöstern von Meteora und genoßen dort einen beeindruckenden Sonnenuntergang mit fantastischem Panorama. Zurück in Larisa ging es dann gemeinsam mit Sven von InterVolve zum Essen in die Innenstadt, wo wir den Abend bei deftigem Essen, Bier und Wein ausklingen ließen.
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Durch den freien Tag gestärkt und ausgeruht ging es dann heute morgen direkt ins Koutsochero-Camp, wo wir uns heute den Freeshop vornahmen. Dort galt es ordentlich auszumisten, einige Kleinigkeiten wie z.B. ein gebrochenes Fenster zu reparieren und der Außenwand sowie den Regalen im Inneren einen neuen Anstrich zu verpassen. Nachdem wir zunächst versuchten uns einen kurzen Überblick zu verschaffen, was an Material benötigen wurde, ging es für Ilayda, Leon, Sebastian und Philipp in einen Baumarkt, um die Renovierung gut ausgerüstet in Angriff zu nehmen. Sich in einem griechischen Baumarkt die richtige Farbmischung für einen Außenanstrich auf Holz zusammenmischen zu lassen stellte sich dabei als eine sehr sehr große Herausforderung dar. Nach einigen verbgeblichen Versuchen, unser Anliegen mit Händen und Füßen oder auf Englisch vorzutragen, tat sich doch noch jemand auf, der ein paar Wörter deutsch konnte. Ausgerüstet mit neuen Plexiglasscheiben, knapp 20 Liter Farbe, einem Industriestaubsauger und vielen weiteren Kleinigkeiten ging es zurück ins Camp, wo der komplette Tag mit Werkeln, streichen und aufräumen verbracht wurde. In der Zwischenzeit hatte sich aus dem Vorplatz des free shops eine kleine Fahrradwerkstatt entwickelt, in der Dario erfolgreich kleine und große Schäden an den Fahrrädern der Kinder reparierte.
Gegen 21 Uhr waren wir alle wieder zurück im Haus und blicken auf einen äußerst produktiven Tag zurück.

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