Am Rande Europas und am Ende der Welt (2)

Hier nun Teil zwei unseres Berichtes aus Bosnien.

Nach dem wir beim Crveni Kriz Bihać ausgeladen hatten, bot uns der Leiter, Selam Midzic, an, dass er uns zu dem Camp Vućjak begleiten könne, um uns dort über die Situation aufzuklären.

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So ging es für uns über Schotterpisten ein gutes Stück raus aus Bihać zu der ehemaligen Müllhalde, auf welcher vor 177 Tagen das Camp Vućjak eröffnet wurde.

 

 

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In dem Camp wohnen zu diesem Zeitpunkt ca 400-500 Geflüchtete junge, wie auch ältere Männer, vorwiegend aus Afghanistan, Pakistan, Bangladesch und Indien. Unter ihnen auch immer wieder Minderjährige. Zu dem Zeitpunkt, als wir da waren, befanden sich die Bewohner des Camps bereits seit 4 Tagen im Hungerstreik, aufgrund des nahenden Winters und den unmenschlichen Zuständen in diesem Camp.

 

Man macht  sich also auf den Weg in Richtung des Camps, verlässt die Straße und fährt kilometerlange Schotterpisten auf welchen man schon immer wieder zwischendurch vereinzelte Grüppchen von Menschen sieht, die sich in Deckeln gewickelt und teils mit verdreckten Badelatschen, in Jogginghosen und dünnen Sweatshirts entweder auf dem zweistündigen Weg in die Stadt oder auf dem noch etwas längeren Rückweg befinden

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Wenn man dann vor dem Camp den Wachposten passiert und man am Ende des Weges bereits die ersten Zelte erkennen kann, merkt man ein weiteres Mal, wie weit entfernt man hier von allem ist und auch ein bisschen, wie weit die politischen Entscheidungsträger*innen von dieser Realität entfernt sind. Direkt am Anfang des Camps haben die streikenden Bewohner sich versammelt und zwischen ihnen ragen Pappschilder auf, auf denen sie die EU anklagen, dass diese sich ihrer Verantwortung entzieht und die Grenzen geöffnet werden sollen damit eben niemand dort erfriert.

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Auch ist es surreal für uns, durch dieses Camp zu laufen.. als gerne Gruppe kommt man sich ein bisschen vor wie auf einer Besichtigungstour und das einem die Polizisten nicht vor der Seite weichen macht es auch nicht besser. Nur wir werden begleitet. Das Kamerateam, eines bosnischen Fernsehsenders bewegt sich frei und so steht in diesem Schlamm eine Reporterin, mit Plastiktüten um ihre Schuhen und interviewt einige der Männer, die Englisch können die jedoch teilweise bei unangenehmen kalten Temperaturen und frostigem Wind nur in komplett verdreckten Badeschlappen oder Turnschuhen dort neben ihr stehen.

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Über diesen Zelten liegt auch dauerhaft der Qualm in der Luft, welcher von den Feuern ausgeht, die die Menschen dort in ihrem Zelten anzünden. Die Gefahr eine Rauchvergiftung zu erleiden ist laut eigenen Auskünften gerade ihr kleinstes Problem und so ziehen sich immer mal wieder aus der protestierende Menge welche in die verqualmten nahestehenden Zelte zurück zum aufwärmen.

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Am hinteren Ende des Camps sieht man dann den Weg, welcher in die vermeintliche Freiheit, nach Europa, führen soll..

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